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Oasenzeit

Tauferinnerung am Johannistag


Wasser! Gott sei Dank, es hat geregnet!
Nach einer Zeit der Hitze und Trockenheit empfangen wir den ersehnten Regen wie ein Geschenk.
Wem aber soll man dafür danken, wenn nicht Gott! Auch die Menschen in biblischen Zeiten empfanden das Wasser als eine Gottesgabe. Gott wurde als Herr über das Wasser angesehen. Demzufolge gilt in vielen Bibeltexten des Alten Testamentes Wasser als eine Metapher für Heil. Auf der anderen Seite steht das Fehlen von Wasser für Unheil.
Die Bibel ist in einer sehr trockenen Region entstanden. Zwar kann auch von zuviel Wasser eine Gefahr ausgehen, wie die Sintflutgeschichte erzählt, aber die todbringende  Dürre war eine Lebenserfahrung für einen biblischen Menschen. Das gilt auch heute noch in vielen Regionen der Erde.

Alles Leben kommt aus dem Wasser und ohne Wasser ist Leben nicht möglich. Schon in den Schöpfungsgeschichten spielt Wasser eine wichtige Rolle. Im Paradiesgarten Eden entspringt ein Strom, der sich in vier Flüsse teilt und für genügend Wasser für Pflanzen, Tiere und Menschen sorgt. Mose muss mit dem Volk Israel eine Wüste durchqueren. Hier droht der Tod, wenn die Vorräte aufgebraucht sind. Mose fleht Gott an, Gott schenk Rettung und die Reise ins gelobte Land kann fortgeführt werden.

Wer einen schönen und fruchtbaren Garten haben möchte, braucht Wasser. Dankbar sind wir, wenn der Regen regelmäßig fällt. Aber hier steht auch zuverlässig Wasser aus Leitungen zur Verfügung, wir können Gießkannen schleppen oder mit dem Schlauch wässern. Noch. Gott sei Dank!
Dass wir im Bibelgarten eine Wasserstelle haben, die wie ein echter Brunnen aussieht, haben wir einem Mann zu verdanken. Ernst Bock hat mit einer großzügigen Spende den Bau möglich gemacht, für alles gesorgt und selbst mit Hand angelegt. Und so denken wir Bibelgärtner*innen in jedem Sommer voller Dankbarkeit an Ernst Bock.

Wasser ist Leben und ein bedrohtes Gut. Immer deutlicher und zunehmend auch in unserem gemäßigeten Teil der Erde. Drei trockene Jahre haben das Thema ins Bewusstsein gerückt. Die Bäume im Wald leiden, der Grundwasserspiegel sinkt, zunehmende Flächenversiegelung lässt Wasser nicht mehr ins Erdreich versickern. Dazu kommt das Riesenproblem der Wasserverschmutzung durch tierischen Dünger, Stickstoffeintrag und Pestizide in der Intensivlandwirtschaft, Verbrauch und Verschmutzung durch die Industrie. Mikroplastik taucht auf, wo es nicht hingehört. Die Schiffahrt, auch die Kreuzschiffe sorgen für Verschmutzung der Weltmeere.
Was die Abwasserreinigung anbelangt, ist in Europa vieles besser geworden, aber weltweit verfügt die Hälfte der Stadtbevölkerung über keine Abwasserreinigung. In China sind 80 Prozent der großen Flüsse so belastet, dass in ihnen keine Fische mehr leben. Der Zugang zu Brunnen, Quellen und Flüssen wird immer stärker heiß umkämpft und führt zu Krieg und Flucht. Es ist traurig und macht wütend, zu sehen, wohin Profitgier und Ignoranz bei wachsender Weltbevölkerung und Wohlstand, aber auch extremer Armut führen. Es hilft nicht, das zu verschweigen, es muss etwas geschehen, damit Gott der Herr über das Wasser bleibt.

Denn Wasser ist Leben!

"Alles ist aus dem Wasser entsprungen!
Alles wird durch Wasser erhalten!
Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.
Wenn du nicht in Wolken sendetest,
Nicht reiche Bäche spendetest,
Hin und her nicht Flüsse wendetest,
Die Ströme nicht vollendetest,
Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?
Du bist's, der das frischeste Leben erhält."

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Quelle: Goethe, Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 2. Akt,
Felsbuchten des ägäischen Meers, Thales


Text von Andrea Müller-Bischoff

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