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Oasenzeit

Pistazien, Mandeln - fairer handeln!
Oasenzeit zur Fairen Woche


Dass Jakob seine Söhne nach Ägypten schickte, um Getreide einzukaufen, war nicht ungewöhnlich - sogar in diesen frühbiblischen Zeiten. Ägypten war zwar ein Land der Wüsten, aber entlang des Nils, in dessen Delta und in einigen Oasen gab es fruchtbare Landstriche. Der gehaltvolle Nilschlamm und die Möglichkeit der künstlichen Bewässerung erlaubten eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit mehreren Ernten pro Jahr. Angebaut wurden vor allem Weizen und Gerste, Linsen, Kichererbsen, Zwiebeln, Lattich, Melonen, Wein, Flachs und auch Dattelpalmen. Auf den zahlreichen Handelsstraßen brachten Karawanen die Produkte in die Zentren des Orients.

Das gelobte Land, in dem die Israeliten sich niedergelassen hatten, war weit mehr den klimatischen Bedingungen unterworfen. Eine Dürre hatte nun für eine Missernte und Hungersnot gesorgt. 

Wenn Jakob seine Söhne an den Hof des Pharaos schickt, dann weiß er, dass dort das lebensnotwendige Getreide zu bekommen ist.  Die Brüder sollen aber nicht mit leeren Händen dort erscheinen - die besten Produkte des Landes Kanaan sind gerade gut genug um sie als Geschenke zu überreichen.
Jakob setzte auf die verführerische Wirkung von Süßigkeiten und Spezereien, wie Pistazien, Mandeln und Honig, Räucher- und Heilmittel, wie Balsam, Harz und Myrrhe.  Alles landwirtschaftliche Produkte, die mit Trockenheit gut zurecht kommen und auch auf mageren Böden gedeihen. Ersehnte Luxusgüter, die den Hauptteil aller gehandelten Waren ausmachten und auch den zuständigen Beamten an Potifars Hof bewegen sollten, das Getreide an die Israeliten zu verkaufen.

Für uns heute sind Pistazien und Mandeln keine Luxusgüter, sondern selbstverständliche Waren, die in jedem Supermarkt zu bekommen sind. Selten machen wir uns Gedanken darüber, unter welchen Bedingungen sie angebaut werden und ob die Produzenten davon leben können. In erster Linie bestimmt der Preis die Kaufentscheidung und nicht Qualität, Anbau- und Handelsbedingungen. 

Unsere heutigen Oasenzeit nehmen wir aber zum Anlass über gerechten Handel nachzudenken, denn sie ist eingebettet in das Thema der diesjährigen Fairen Woche: 

„Fair – und kein Grad mehr. Fair handeln für Klimagerechtigkeit weltweit.

Der Faire Handel spielt eine ganz entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Kleinbäuerinnen- und Bauern im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Und wir können durch unser Einkaufsverhalten Einfluss nehmen und damit die Lebensbedingungen der Produzenten und ihrer Familien verbessern.

Auch Pistazien, die beliebte Knabberei, wird vom Klimawandel beeinträchtigt. Wie schon zu hören war, können Pistaziensträucher Dürreperioden und Hitze gut überstehen. Die Anpflanzung der Bäume soll sogar die Wüstenbildung verlangsamen und blockieren. In Spanien werden sie bereits als eine Lösung gegen Klimawandel und Wassermangel gezielt gepflanzt. 

Aber in den Hauptanbaugebieten wie Iran, Kalifornien, Spanien und Italien beieinträchtigen die wärmer werdenden Winter bereits die notwendige Folge von kalten Temperaturen und darauffolgender Blüte. Auch die Niederschlagsmuster haben sich verändert. Der Iran z.B. leidet seit fast 20 Jahren unter zunehmender Trockenheit, dadurch können sich Schädlinge und Krankheiten leichter in den Obstplantagen ausbreiten. Oder aber häufigere Unwetter zerstören Anpflanzungen.

Ähnliche Auswirkungen des Klimawandels erleben unsere Landwirte auch mit heimischen Produkten. Aber in den Ländern des globalen Südens gibt es kein soziales Netz, das die betroffenen Menschen auffängt. Die Produzenten-Netzwerke des Fairen Handels versuchen deshalb ihre Handelspartner vor Ort zu unterstützen. Sie bieten Schulungen zu Klimaschutz und Klimaanpassung, zu zukunftsfähigen Produktionsweisen und Wassermanagement an. Außerdem setzen sie sich auf politischer Ebene für mehr Klimagerechtigkeit ein.

Einige Handelspartner in Usbekistan und Pakistan produzieren bereits Mandeln, die nicht in Monokulturen, sondern in entlegenen Wäldern wild wachsen. Bei ihrem Anbau wird weniger Wasser verbraucht und weniger CO2 ausgestoßen. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten für ihre Arbeit existenzsichernde Löhne und gerechte Preise beim Verkauf ihrer Mandeln. Da sie auch vor Ort geknackt werden, kann zusätzliches Einkommen generiert werden.

In der Fairen Woche soll auf all diese Zusammenhänge und die Folgen auf unser Leben aufmerksam gemacht werden.

Gerade gestern ging der Afrika-Klimagipfel in Nairobi zuende. UN-Generalsekretär Guterres forderte in seiner Ansprache mehr Klimagerechtigkeit. Es benötige "Quantensprünge", um die Erderwärmung zu bremsen, sagte er. Das sei nur möglich, wenn "die größten Umweltsünder die Führung übernehmen", betonte er mit Hinweis auf die G20-Länder, die für 80 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich seien. Zu diesen Industrieländern gehört auch Deutschland. Unser Wohlstand mit seinem gewaltigen ökologischen Fußabdruck ist verantwortlich für die Klimaerwärmung - die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent verursachen einen Bruchteil der klimaschädlichen Treibhausgase - bekommen die Folgen der Erderwärmung aber mit voller Härte zu spüren. 

 

Spätsommer

Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.

Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.

Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.

Hermann Hesse
 


Text von Andrea Müller-Bischoff und Renate Rothe

 

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