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Oasenzeit

Geheimnisvolles Manna


Heute wollen wir uns auf die Spuren einer biblischen Erscheinung begeben, die bisher nicht wirklich geklärt werden konnte. Dazu versetzen wir uns in die Zeit, in der Mose sein Volk aus der Gefangenschaft ins gelobte Land führte.

Bekanntlich dauerte die Flucht aus Ägypten 40 Jahre und der größte Teil der Reise ging durch die Wüste Sinai. Die Lebensmittelvorräte waren bald aufgebraucht und das Volk wurde ungeduldig. Mose wandte sich an Gott, der sein Volk ja sicher geleiten will und er schickte den Flüchtlingen eines Morgens dieses Wunder vom Himmel, das sie ungläubig fragen ließ: "Man hu? - Was ist das?"

Die Israeliten nannten es Manna, aber ihre Frage „Man hu“ wurde nicht beantwortet und so kursieren bis heute diverse Theorien. Die Ärzte des arabischen und lateinischen Mittelalters verstanden unter „Manna“ einen Tau („ros“), der auf Steine und Bäume fällt, süß ist und wie Honig zusammenrinnt.  „Manna“ sollte den Bauch erweichen, akute Fieber löschen, der Brust und den Lungen, sowie den cholerischen und heißen Naturen nützlich sein.

Aber woher könnte dieser Tau stammen:

Vielleicht von einer Tamariske. Dort veranlassen Schildläuse, dass die Pflanzen an den Stichstellen ein schmutziggelbes, süß schmeckendes Sekret auf den Blättern und Zweigen ausscheiden - den sogenannten Mannazucker. Diese Eigenschaft wird auch anderen Pflanzen zugesprochen. Eine Art der Krustenflechten kommt auch infrage. Sie sitzen locker auf, werden von Wüstenstürmen verweht und fallen wie „Regen“ nieder. Die Bestandteile sehen dann aus wie Weizenkörner, enthalten 32 % Kohlenhydrate und 4% Fett und werden auch heute noch von Nomaden zu einer Art Brot verarbeitet und dienen als Futter für Schafe und Kamele.

Auch Verschwörungstheorien wurden aufgestellt: Zwei Briten behaupteten in einem Aufsatz, das Manna entstehe in einer außerirdischen Maschine, die mithilfe von Radioaktivität Algenkulturen züchte. Als Beweis ziehen sie Stellen aus kabbalistischen Texten heran. Diese Maschine sei die verschollene Bundeslade.

Aber es gibt noch eine nachvollziehbare Theorie. Es könnte sich um den getrockneten Saft der Manna-Esche handeln. Dieser Baum ist im Mittelmeerraum heimisch und auch in Wüsten zu finden. An ihm laben sich die Eschenzikaden, auch Manna-Singzikaden genannt. Diese ca. 4 cm großen Tiere bohren die Rinde der Bäume an und nehmen die austretende Flüssigkeit auf. Allerdings verwerten sie nur die leicht verdaulichen Eiweißbestandteile. Der restliche süße Saft wird ausgeschieden, trocknet in der Sonne und wird heute noch von Nomaden gesammelt. In Sizilien ritzt man die Stämme direkt an und der weißliche Saft fließt heraus. Er wird zu einer Süßigkeit verarbeitet und in kosmetischen Produkten verwendet.

Die Manna-Esche ist heimisch in der Mittelmeerregion, wächst aber auch gut hier bei uns. Eine großzügige Spende ermöglicht es uns nun, diesen Baum mit den wunderschönen Blüten im Bibelgarten zu pflanzen. Unten an der Treppe zur Kirche ist das Loch schon vorbereitet.

Wir sind gespannt, ob sich dann auch die Mannasingzikaden einfinden.

Text von Andrea Müller-Bischoff
 

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