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Oasenzeit

Gold, Weihrauch, Myrrhe - Kostbare Geschenke


Die Weisen, die dem neugeborenen Jesus huldigen, sind eindeutig nicht von hier. Weder Gold, Weihrauch oder Myrrhe haben in Leutershausen ein natürliches Vorkommen und auch mit der Klimaveränderung werden wir die entsprechenden Pflanzen im Bibelgarten nicht kultivieren können. Vielleicht gerade deswegen löst diese knappe Erzählung so viele exotische und märchenhafte Bilder aus wie aus Tausend und eine Nacht.

Wie in unserer letzten Oasenzeit die Tamariske, sind auch diese drei Produkte nicht zufällig gewählt. Mit ihnen soll etwas erzählt werden. Mit der Überbringung von Gold, Weihrauch und Myrrhe wird der neugeborene Jesus charakterisiert, es wird ihm gleichsam königliche, göttliche und menschliche Bedeutung zugeschrieben.

Schauen wir sie uns die Gaben im Einzelnen an.

Gold

Heutzutage kann jeder sich mit Gold schmücken, es ist nicht mehr unerreichbar für uns.
Ganz anders zu Jesu Zeiten. Gold diente zur Verherrlichung der Herrscher und Götter, als Geschenk zeichnete es Könige aus. Seit jeher wird dieses Edelmetall mit Licht, der Sonne und der Fähigkeit, Kraft und Energie zu verbreiten, in Verbindung gebracht. In der Antike gab es die Zeremonie des „aurum coronarium“. Dabei überreichte in der Regel ein Barbar dem Triumphator einen goldenen Siegeskranz, oder Gaben und Geld zu dessen Anfertigung. 
Gold, das kostbarste, was die Erde zu bieten hat, ist das Geschenk, das Melchior, der älteste der drei Weisen dem Neugeborenen Jesus darbringt. Der Name Melchior bedeutet „König“ . Mit seiner symbolischen Handlung wird Jesus als König der Könige geehrt.

Weihrauch

Weihrauch wird von Caspar, dem jüngsten der drei Weisen, mitgebracht. Es besteht aus dem Harz des Boswelliabaumes. Kristallisiert – als gelblich, schwach durchsichtige Körner – kann es verbrannt werden. Ursprünglich stammt Weihrauch von der arabischen Halbinsel und Nordafrika. Das Geschenk Caspars weist hin auf die göttliche Natur des Beschenkten. Er bringt Jesus eine Gabe dar, die normalerweise den Göttern als Opfer dargebracht und in ihren Tempeln verbrannt wurde.
Weihrauch gilt nämlich als Gottesduft, ihm schrieb man geheime Kraft und Unheil abwendende Wirkung zu. Das Aufsteigen und die Ausbreitung des Weihrauchs symbolisiert die Entfaltung der Gottheit, die dem Menschen sinnlich erfahrbar wird. Weihrauch war nicht nur Opfergabe, sondern ließ den Menschen teilhaben an der göttlichen Kraft. Im Judentum und Christentum behielt der Weihrauch seine Symbolik: Vergeistigung, Emporstreben, Opfer, Gebet. Weihrauch wurde zum sakralen Symbol Gottes. 
Daneben hat es aber auch ganz praktische Wirkung: Weihrauch hat starke entzündungshemmende, antioxidative und antimikrobielle Eigenschaften. Seine Dämpfe dienen nicht nur zur Desinfizierung, sondern auch als sehr wirksames Mittel zur Entspannung von Geist und Körper. Als Heilmittel wird er zum Beispiel zur Bekämpfung von Darm- und Atemwegserkrankungen eingesetzt. 
Im Christentum findet der Weihrauch ab dem 4. Jahrhundert Verwendung im Gottesdienst, etwa bei der Altarweihe und in der Totenliturgie .

Myrrhe

Auch bei der Myrrhe handelt es sich um ein Harz. Der bitter schmeckende, wohlriechende Saft wird gewonnen aus der Rinde der Balsambaumgewächse. Wie auch der Weihrauch hat die Myrrhe viele gute Eigenschaften. Sie wirkt antiseptisch und antibakteriell und war schon in der Antike ein begehrtes Produkt und sehr kostbar. 
Die verschiedenen Arten der Myrrhe produzierenden Sträucher wachsen vor allem in Somalia, Südarabien und Äthiopien. So ist es naheliegend, dass Balthasar, der dunkelhäutige der drei Weisen dieses Geschenk aus seiner Heimat mitbringt. 
Die Zeichenhaftigkeit dieses Harzes besteht in seiner Bitterkeit und der heilenden Wirkung, aber auch seines wichtigen Rolle bei der Leichenkonservierung.
Myrrhe wurde schon in der Antike unter anderem für die Totenverehrung und zum Einbalsamieren verwendet. Man hat damit sozusagen den Sieg des Lebens über den Tod vollzogen. In der Hl. Schrift wird die Myrrhe mehrfach erwähnt. Im Hohenlied allein sieben mal, meist in Verbindung mit anderen Wohlgerüchen.
Nach mosaischem Gesetz ist sie Hauptbestandteil eines heiligen Salböls. In der Passionsgeschichte wird Myrrhe zunächst mit Wein vermischt, um Jesu Leiden zu lindern. Nikodemus verwendet Myrrhe, um den vom Kreuz abgenommenen Körper einzuwickeln. Am Ostertag schließlich brachten die Frauen, die zum Grab gingen, wohlriechende Salben für den Leichnam Jesu. Auch da wird es sich um Myrrhe gehandelt haben. So ist diese Substanz mit der Auferstehung verbunden, ein Zeichen dafür, dass die Liebe Jesu stärker ist als der Tod.
Und die Myrrhe ist ein Symbol dafür, dass die 3 Weisen aus den drei Kontinenten Jesu göttliche Natur erkannt haben und sein Menschsein feiern.

 

1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland[1] nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten[2]. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen[3] das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Matthäus 2


Text von Andrea Müller-Bischoff 

Zu dieser Oasenzeit gibt es auch eine Ansprache von Gabriele Mihlan-Penk

 

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