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Oasenzeit

Die Tamariske - Hoffnung auf Frieden!


Haben Sie das Foto auf dem Einladungsplakat zur heutigen Oasenzeit noch vor Augen? Ein wunderbarer, alter knorziger Baum ist da abgebildet - eine Tamariske.
Wer aber hier im Bibelgarten nach einem solchen Baum sucht, tut das vergeblich.

Dieses Foto ist auf Kreta entstanden. Dort habe ich in Agios Nikolaos zum ersten Mal bewusst Tamarisken als Bäume erlebt. 
Hier im Bibelgarten ist die Tamariske ein Strauch und so sieht man sie oft bei uns in Gärten und Parks. Wir haben eine Sommertamariske gepflanzt, es gibt noch die Frühlingstamariske, die wie der Name schon sagt, früher im Jahr blüht. Aber insgesamt umfasst die Gattung 55 Arten.

Auf Kreta und vermutlich auch in den anderen Mittelmeerländer werden die Tamarisken gern als Windschutz angepflanzt. Sie können auch direkt am Meer stehen und dort den Badegästen Schatten spenden, denn sie lieben salzhaltige Böden. 
In Palästina ist die Tamariske in verschiedenen Unterarten anzutreffen, sowohl als Strauch als auch als Baum. Bis zu 15 Meter hoch kann ein Baum werden, in die andere Richtung reichen seine Wurzeln tief in den Untergrund auf der Suche nach Wasser. Tamarisken gelten als besonders genügsam, sie haben nadelähnliche Blätter, die in der Lage sind mit punktförmigen Drüsen Salz auszuscheiden. Nicht viele Baumarten sind anzutreffen in Wüstengebieten, aber die Tamariske wächst in Wadis und einigen Tälern der Sinaihalbinsel und eben im Negev, wo Beerscheba lokalisiert ist.

Von den Beduinen wurde die Tamariske wegen ihres Schattens und den Zweigen, die ihren Ziegenherden als Futter dienten, geschätzt. Und auch heute wird sie ganz bewusst gepflanzt wegen ihrer der Eigenschaften und ihrer Genügsamkeit.

Nach der Einigung mit Abimelech hat Abraham einen Baum gepflanzt und dann seinem Gott im Gebet gedankt, das sagt die Bibel. Im Gegensatz zum Baum der Erkenntnis ist dieser tatsächlich namentlich genannt. Was natürlich kein Zufall ist, sondern einen geheimnisvollen Hintergrund hat. Denn eigentlich ist es umgekehrt: Es musste eine Tamariske sein, weil sie diesen Namen trägt und Abraham damit etwas mitteilen möchte.

Er hat nicht wirklich eine „Tamariske“ gepflanzt, sondern auf hebräisch einen „Eschel“. Und hat danach ein Dankgebet an Gott gerichtet. Das Wort Eschel besteht aus drei hebräischen Buchstaben, die eigentlich eine Abkürzung darstellen für Speise, Getränk und Übernachtung. Der Baum sollte also quasi ein Werbeschild sein, um einen besonderen Ort zu kennzeichnen und Menschen auf der Wanderung durch die Wüste anzulocken. Ein Ort mit lebensnotwendigem Wasser und einer sicheren Lagerstätte für Menschen und Tiere, unterwegs in der unwirtlichen Wüste. Abraham wollte dafür keinen Dank für sich selbst. Auf diesem Wege wollte er bekanntmachen, dass die Welt vom Ewigen als Schöpfer erschaffen wurde, und man diesem dankbar seine sollte.

Eine Erklärung aus reiner Namenssymbolik, was in der Bibel nicht ungewöhnlich, z.B. auch beim Dornbusch möglich ist. 
In dieser Art gibt es noch eine andere, wissenschaftlich fundiertere Erklärung.

Sie entsteht aus dem arabischen Namen für Tamariske: In der Namenswurzel stecken die Begriffe „Festigkeit, Stärke, alter Adel, Verwurzelung in einer älteren Abkunft“.  Dazu passt, dass Abraham Gott anruft als „El Olam“ = Gott, der von Urzeit her ist.

Abraham hat einen Baum gepflanzt als Zeichen der Ruhe und Beständigkeit nach jahrelangem Herumziehen. Und um dort seinen Gott anzubeten. 
Dabei nimmt er eine lange Tradition auf: Neben Anhöhen waren Bäume Orte, an denen im Lande Kanaan Gottheiten angebetet wurden.

Der Baum als Begegnungsstätte zwischen Gott und Mensch - dass können wir auch hier unter unserem Maulbeerbaum im Bibelgarten erleben!
 


Text von Andrea Müller-Bischoff und Renate Rothe

 

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