Oasenzeit
Salz der Erde
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Matthäus 5, 13-16
"Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben.“
Das wusste schon der römische Gelehrte Cassiodorus im 5.Jh.n.Chr.
Salz ist ein lebenswichtiges Mineral. Jeder Mensch muss pro Tag etwa sechs Gramm Salz zu sich nehmen, um seinen Bedarf zu decken. Natrium, der eine Bestandteil, sorgt für den funktionierenden Wasserhaushalt in unserem Körper. Chlorid, der andere, bewirkt unter anderem die Bildung von Salzsäure als Bestandteil im Magensaft.
Das gesundheitliche Problem des zu hohen Salzkonsums gab es damals anscheinend noch nicht. Heute ist Salz ein billiges Alltagsprodukt, jedes Fertiggericht ist übermäßig damit gewürzt. Aber ohne Salz sind Speisen fad, das wussten vermutlich schon die ersten Menschen.
Wie man wohl darauf kam, die weißen Kristalle zu probieren und zu nutzen? Wenn aus Meer durch Verlandung kleine Binnengewässer werden, Wind und Sonne das Becken austrocknen, bleibt Salz übrig. Beim „Toten Meer“ funktioniert das besonders eindrücklich. Ebenfalls durch Verdunstung entsteht in den Salzwüsten der begehrte Stoff.
Einer Sage nach vermachte der griechische Meeresgott Nereus dem König der Myrmidonen das Salz als Hochzeitsgeschenk. Salz wurde als Göttergabe angesehen, weil es so nützlich war, und so wurde es schnell zu einem wertvollen Gut, das Reichtum und Macht brachte.
Die frühen Hochkulturen der Ägypter, Sumerer und Babylonier nutzten Salz als Gewürz und zur Haltbarmachung von Speisen. Die Ägypter brauchten es zudem zum Mumifizieren der Leichname. Griechen und Römer ernteten Salz in den sogenannten Salzgärten, und ziemlich genau so wird auch heute Meersalz gewonnen. Reger Handel entstand, um auch die küstenfernen Regionen mit Salz zu beliefern, z.B. auf der „Via Salia“ der Salzstraße. Die daran liegenden Städte erlangten dadurch Reichtum und politische Bedeutung. Die Stadt Rom zum Beispiel entstand an der Stelle, wo sich der Salzhandelsweg mit dem Lauf des Tibers kreuzte.
Die Römer speisten gern luxuriös, dabei war neben vielen Gewürzen auch Salz sehr wichtig. Beamte und Soldaten bekamen ihren Lohn teilweise in Form von Salz ausgezahlt. Daher kommt auch der heutige Begriff Sold.
Zur Erhaltung des inneren Friedens wurde Salz zeitweise sogar durch den römischen Staat subventioniert, um es auch für arme Menschen erschwinglich zu machen.
Die große Bedeutung von Salz zeigt sich auch im Alten Testament: Gott schließt einen Salz-Bund mit Aaron.
Lots Frau wird in eine Salzsäule verwandelt. Diese Erzählung spielt an auf Salzgebilde im Südwesten des Toten Meeres, die eine Höhe von bis zu 50m erreichen konnten.
Auch in unseren Regionen wurde Salz gewonnen und gehandelt. Die Ortsnamen mit Hall und Salz deuten darauf hin. In Hallstatt, dem ältesten bekannten Salz-Bergwerk der Welt, begann die bergmännische Förderung schon 1.500 v.Chr, begünstigt durch den neuen Werkstoff Bronze. Mit einfachster technischer Ausrüstung trieb man bis zu 300 Meter tiefe Schächte in die Erde. Auch hier erzeugte der Handel mit dem weißen Gold Reichtum, das zeigen kunstvolle Grabbeigaben. Ein Erdrutsch machte im 4. JH. v. Chr. dem Bergwerk und damit der Bedeutung der Stadt ein Ende.
Die Kelten nutzten auch das natürliche Salzwasservorkommen aus Brunnen. Die Sole, das salzhaltige Wasser wurde in Wannen aufgefangen und in dickwandigen Tonkrügen auf einer groß angelegten Feuerstelle eingedampft.
Ab dem Mittelalter war man nicht mehr auf die natürliche Sole angewießen. Durch das Einleiten von Wasser in geschaffene Hohlräume der Salzstöcke entstand die Sole.
Lüneburg war eine der wichtigsten Salzstädte im Mittelalter. 300 Beschäftige hielten die Salinen am Laufen. Für das Feuer zur Erhitzung der Siedepfannen wurde viel Holz gebraucht. So entsand aus einst dichten Wäldern über die Jahrhunderte die heutige Heidelandschaft.
Seit der Zeit der Industrialisierung können mit Hilfe neuer Methoden bisher unbekannte Salzlagerstätten entdeckt werden.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland 70 Salinen und 20 Salzbergwerke, die 140.000 Tonnen Salz jährlich in hochmodernen Verfahren produzierten. Salz wurde zu einem billigen Alltagsprodukt.
Nur die Saline Luisenhall gewinnt noch Siedesalz nach der traditionellen Methode. Dort kann auch die heilsame Wirkung der Natursole erfahren werden. Viele Aspekte bietet das Thema Salz.
In unserem Bibeltext verwendet Jesus es in einem Gleichnis, das folgende Lied greift das auf.
Text von Andrea Müller-Bischoff