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Oasenzeit

Regen bringt Segen


21 Fürchte dich nicht, liebes Land, sondern sei fröhlich und getrost; denn der HERR hat Großes getan. 22 Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Felde; denn die Auen in der Steppe grünen, und die Bäume bringen ihre Früchte, und die Feigenbäume und Weinstöcke tragen reichlich. 23 Und ihr, Kinder Zions, freut euch und seid fröhlich im HERRN, eurem Gott, der euch den Lehrer zur Gerechtigkeit gibt und euch herabsendet Regen, Frühregen und Spätregen wie zuvor, 24 dass die Tennen voll Korn werden und die Keltern Überfluss an Wein und Öl haben. 

Joel 2, 21-24

Sommerferien und angekündigt sind 7 Wochen Regen. Das ist keine schöne Vorstellung. So macht sich Ritter Rost mit Burgfräulein Bö und Koks, dem Drachen, auf die Reise nach Schrottland, wo das Reiseprospekt sonnenbeschienene Badestrände verspricht. 
Sonne, das ist es, was die meisten Urlauber sich wünschen und fahren deshalb nach Südfrankreich, Spanien oder in die Türkei und schmoren träge am Pool bei 40 Grad im Schatten. Ist es das, was wir uns unter „schönem Wetter“ vorstellen? Zugegeben, 7 Wochen Regen sind schwer auszuhalten, das lieben wirklich nur die Schnecken.

Oder Bewohner von Wüstenländern. Im Süden von Oman an der Grenze zum Jemen gibt es eine Region, in der tropisches Klima herrscht und auch die Weihrauchbäume heimisch sind. Dort gibt es eine klimatische Besonderheit, die einzigartig auf der arabischen Halbinsel ist. In den Sommermonaten regnet sich dort an den Hängen zwischen Wüste und Indischem Ozean der Südwestmonsun ab. Stundenlang fällt leichter, warmer Nieselregen und sorgt dafür, dass die Landschaft ergrünt, sich Süßwasserseen bilden und sogar Wasserfälle bis zu 100 m tief zu Tal stürzen. Das zieht massenweise Urlauber aus anderen arabischen Ländern an, in denen es zu dieser Zeit extrem heiß und trocken an. Es kommt eben immer auf die Perspektive an.

Auch hier zeichnet sich eine Trendwende ab: Es zieht immer mehr Urlauber im Sommer in nordische Regionen, wo die Temperaturen moderater sind. Schweden ist deshalb gerade sehr angesagt. Nun, was den Urlaub anbelangt, das sind Luxusprobleme. 

Im Bibeltext des Propheten Joel geht es dagegen um ganz elementare, lebensnotwendige Voraussetzungen für ein gutes Leben. Die Sonne, ohne die es kein Leben geben kann, ist sowieso da. Worum die Menschen damals noch viel mehr als heute bangen mussten, ist Regen. Nur der Regen spendete das, was Wurzeln zum Wachstum brauchen, für eine ausreichende Ernte und für die Weiden der Tiere. Ein Jahr ohne Regen bedeutete Ernteausfälle und Hungersnöte, Verzweiflung und Tod. Leider ist das in vielen Regionen der Welt auch heute noch so, ja, die Ausdehnung der Wüsten nimmt stetig zu.

Auch in Europa wird die sogenannte Desertifikation zu einem immer größeren Problem, z.b. in beliebten Urlaubsländern wie Spanien, Italien und Griechenland. Gründe dafür sind zunehmende Trockenheit, intensive landwirtschaftliche Nutzung und der steigende Wasserbedarf durch Tourismus und Verstädterung. Auch der Klimawandel verstärkt die Probleme. Dürren, steigende Temperaturen und unregelmäßige Niederschläge, wie zum Beispiel Starkregen, tragen dann zur Erosion und zum Verlust fruchtbarer Bodenschichten bei. 

Vielleicht sollte Ritter Rost doch lieber zuhause bleiben, womöglich wird er in Schrottland nicht die erwarteten paradiesischen Verhältnisse vorfinden. Und vielleicht könnte er lernen, den Regen zu genießen. Die Kinder machen es vor, sie gehen bei Regen genauso gern nach draußen, und springen begeistert in Pfützen herum. Denn es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung. 

Versuchen wir doch mal ganz bewusst, den Regen zu suchen und ihn mit allen Sinnen zu spüren. Die Tropfen auf der Haut wahrnehmen: je nachdem wie stark der Regen ist, kann es sanfte Massage sein, oder bissige Nadelstiche. Die Geräusche unterscheiden: Je nachdem worauf die Tropfen fallen, es klingt immer anders. Die Luft ist erfrischt, die Gerüche verändert, das Grün der Blätter erstrahlt im frischen Glanz. Die Tropfen auf den Blätter erzeugen oft wunderschöne Bilder - ich denke da besonders an den Frauenmantel, eine Marienpflanze, die auch im Bibelgarten wächst. Auf seinen wie eine Pelerine gefalteten samtigen Blättern liegen die Tropfen wie Perlen. 

Schade eigentlich, dass wir bei Regen eher hasten, als genussvoll zu spazieren. Natürlich macht die Lufttemperatur einen gewaltigen Unterschied. Ein sehnsüchtig erwarteter sanfter Landregen im Sommer, die dicken Tropfen eines Gewitterregens, die auf dem heißen Pflaster verdampfen - oder der nicht enden wollende Niederschlag bei plus 2 Grad und tagelange trüb verhangenem Himmel. Da kann das Draußensein auch eine echte Herausforderung sein. Aber wir kommen ja an, die Gewissheit haben wir, können die nassen Klamotten abwerfen und uns aufwärmen. Ein Hochgenuss ist es nach einer Bergwanderung im Regen, eine warme Hütte zu erreichen. Die Stimmung ist dann meist ganz besonders fröhlich, das Essen schmeckt noch besser.

Welche zerstörerische Kraft Regen auch haben kann, das haben die Menschen im Ahrtal und an anderen Orten hautnah erlebt. Und es wird nicht die letzte Katastrophe gewesen sein. Der Klimawandel erhöht die Häufigkeit solcher Extremwetterlagen. 
Man kann wohl sagen, nur Regen im rechten Maß ist ein Segen. Dann ist die Ernte ein Fest und Gerechtigkeit kann blühen und Gottes Schöpfung wird gelobt werden wegen ihrer Schönheit und der ihr innewohnenden Ordnung. 
Wie beschrieben im nun folgenden Lied: Himmel, Erde, Luft und Wind.

Jörg Hilbert Felix Janosa Ritter Rost auf Reisen

[Strophe 1 - Burgfräulein Bö]
Regen im Norden
Regen im Süden
Regen in Ost und West

Regen bei Nacht und
Regen bei Tage
In der Mitte, oben, unten, hinten, vorne und im Rest!

[Vor-Refrain - Burgfräulein Bö]
Regen bringt Segen!
Doch wollen Sie sich draußen mal bewegen

[Refrain]
Kaufen Sie Sich 'nen Regenschirm
Und ein Schlauchboot für den Garten
Statt auf Sonnenschein zu warten
Sollten Sie sich schnell was überlegen
Denn es gibt sieben Wochen Regen

[Strophe 2 - Drache Koks]
Wolken in Mengen
Wolken in Massen
Wolken, ganz grau und schwer
Wolken von oben
Wolken von unten
In der Mitte nass und oben, vorne weg und hinterher!

[Vor-Refrain - Drache Koks]
Wolken voll Tropfen!
Die an die dünnen Fensterscheiben klopfen!

[Refrain]
Kaufen Sie Sich 'nen Regenschirm
Denn sonst werden Sie begossen;
Taucherbrille und zwei Flossen
Brauchen Sie demnächst auf Ihren Wegen
Denn es gibt sieben Wochen Regen

[Strophe 3 - Ritter Rost]
Nass sind die Schuhe
Nass sind die Socken
Nass ist es offenbar
Unter dem Hemdchen
Unter der Hose
In der Mitte, oben, unten, hinten, vorne und im Haar!

[Vor-Refrain - Ritter Rost]
Regen bringt Segen!
Doch wollen Sie sich drinnen mal bewegen

[Refrain]
Kaufen Sie Sich 'nen Regenschirm
Und ein Büchlein über Fische
Die sitzen dann an Ihrem Tische
Doch Sie brauchen nie mehr Staub zu fegen
Denn es gibt sieben Wochen Regen
Sieben Wochen Regen


Text von Andrea Müller-Bischoff 
 

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