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Oasenzeit

Frühlingserwachen


Die Freude über das neue Frühjahr wird gespeist aus dem Erwachen der Natur. Die Knospen schwellen, die Vögel singen, frühe Sträucher und das Hochzeitskleid der ersten Bäume nehmen wir ganz besonders bewusst wahr nach dem Grau des Winters.

Versetzen wir uns kurz in die Landschaften des vorderen Orients.
Dort, wo die Geschichten der Bibel spielen, bricht nach dem Frühlingsregen die Natur in den herrlichsten Farben auf. In wüstengleichem, ödem und felsigen Gelände bricht nun die Blütenpracht ein wie ein Wunder. Und kein Mensch hat dafür etwas tun müssen. Wo die Menschen eben noch nicht ihre Finger im Spiel haben, wo die Natur sich frei entfalten darf, erscheint eine Vielfalt wie ein Geschenk des Himmels.

Diese Pracht ist nur von kurzer Dauer. Sie beginnt nach den Regenfällen im Februar und endet schon im April, wenn die Tage heiß werden und die Sonne alles oberirdische pflanzliche Leben verdorren lässt. Die Zwiebeln haben aber haben wieder aufgenommen, was sie für neues Leben brauchen. Samen sind wie gestorben in die spärliche Erde gefallen und warten geduldig auf das nächste Frühjahr.

Hier im Bibelgarten haben die Bibelgärtner:innen Hand angelegt, damit der Frühling aufblüht. Schon im Sommer beginnt die Vorsorge dafür, es werden Kataloge gewälzt und Bestellungen aufgegeben. Spätestens im November dann kommen die unscheinbaren Zwiebeln in die Erde, ein Akt der Vorfreude und Hoffnung. Etwa 700 Zwiebeln haben wir im letzten Herbst gesetzt.

Krokusse, Iris, Sternhyazinthen, orientalische Hyazinthen, Zierlauch, Traubenhyazinthen, Narzissen und natürlich die Tulpen in vielen Varianten blühen im Bibelgarten. Hier oben neben der neuen Hecke zum Friedhof sind es die gezüchteten Tulpenarten mit langen Stängeln und großen Blüten, aber in den anderen Gartenbereichen sind es die bescheideneren botanischen Tulpen, so wie sie auch in Israel und sehr selten in unserer heimischen Natur noch wild vorkommen.

Jetzt lohnt es sich, jeden Tag hier durchzugehen und zu schauen, was sich Neues entfaltet hat. Nicht zu vergessen die Pracht des Mandelbaumes und des alten Birnbaumes, die Schlehe und die weiß blühende Kirschpflaume, die so viele Insekten und Schmetterlinge anzieht. Wenn dann noch die Sonne scheint und die Vögel zwitschern, die Bienen summen und ein zarter Duft heranweht - das sind Glücksmomente für uns.

All diese Pracht ist nur kurz zu erleben und damit ein Sinnbild für das menschliche Leben mit dem Werden und Vergehen.
 

Text von Andrea Müller-Bischoff
 

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